Die bisherige Arbeit an der Tatort Reihe war sehr intensiv.
Es hat großen Spaß gemacht Gesichter und Hintergründe zu neuen Bildkompositionen zu arrangieren. Es war eine Zeit voller Emotionen, voller Entdeckungen, vielen Zweifeln, einigen Ängsten, aber auch Höhenflügen. Im Zuge der Vorbereitungen und der Ausstellung selbst habe ich gespürt wie präsent Götz George nach wie vor ist, in den Herzen und den Köpfen der Menschen. Es war ein erhebendes Gefühl, die unterschiedlichsten Menschen zu erleben, wie sie die Werkstücke betrachteten, Anekdötchen und Geschichten miteinander austauschten. Wie aufmerksam sie die Texte lasen, die ich zu den Acrylbildern zusammengefasst hatte. Welch wunderbar süsse Belohnung für die unzähligen Stunden an der Leinwand. Es sollte wohl einfach so kommen: Dagmar Dahmen hatte den Mut etwas neues zu wagen und ich hatte große Lust weitere Werkstücke anzufertigen,- mit Unterstützung von Kolja Senteur. Und wo, wenn nicht am Ort des Geschehens, seiner Zeit in Ruhrort, sollten die Bilder zur Geltung kommen? Eine glückliche Fügung, die meinen künstlerischen Horizont erweitert hat, soviel kann ich sagen! Es war sehr berührend zu sehen das der große George unvergessen ist und bleibt!
"George mag George sein mit all seiner Physis, seiner Sprachbeherrschung, seinem exakt choreographierten körperlichen Spiel. Aber alles entsteht bei ihm aus Leidenschaft, aus Hingabe und doch mit einem hohen Risikopotential. Es geht ihm immer wieder um die Neuentdeckung, die Neudefinition der Vielfalt all seiner Mittel. George ist und bleibt ein Besessener.
George ist vielleicht der letzte große Rebell des deutschen Films- mit Ecken und Kanten,
aber eben auch mit ungeheurer Sensibilität, Sanftmut und Intelligenz."
Nico Hofmann | Frankfurter Allgemeine | 2003
"Das ist nicht einfach ein Kommissar, sondern das ist eine sehr schauspielgerecht geschriebene Rolle,
die sehr viele Humore drin hatte, die sehr viele ernste Momente drin hatte, sie hatte eigentlich die ganze
Palette eines Schauspielers. Ich konnte da alles zeigen, ich wurde anerkannt als guter Schauspieler."
Zitat George's aus der Doku „Nicht reden, machen“ 2008
George.
Der Traditionalist. Der gewissenhafte Arbeiter.
Das Präzisionstier. Der romantische Held.
Der schüchterne Draufgänger.
Der Anti-Revolutionär. Der scheue Starke.
Preussische Disziplin zeichnete George bereits am Anfang seiner Karriere aus.
Sein wichigster Maßstab ist der Vater. Die treibende Kraft seine Mutter.
Und wie sehr hat er sich in unser Leben gespielt …
Seine Figuren waren immer aufrecht und echt, auch wenn sie Wendehälse waren, Bestien,
Schweine oder klägliche Gestalten. Auch ihnen, nicht nur den strahlenden Helden,
gehörte sein Gefühl. Er hat, auf vielen Bühnen, mit dem Leben gespielt.
Für George's Biographie war die Begegnung mit Horst Schimanski viel mehr als das bloße
Zusammentreffen mit einer Figur. Mehr als ein Job oder eine Aufgabe.
„Die achtziger Jahre waren sicherlich die schönsten, die anstrengendsten und
die erfülltesten Jahre in meinem Leben“
Auszüge aus der Biographie „Mit dem Leben gespielt“ von Thorsten Körner
Schimanski war stets rau und zärtlich zugleich, mutig und ängstlich, stark, aber auch schwach.
Antiautoritär, aber doch auf der Suche nach Autorität, laut und leise. Ernst, aber auch hochkomisch,
schüchtern, aber auch forsch, grob, aber auch einfühlsam.
Der innere Gefühlskern, der auch sentimental und romantisch war, erkannte George
instinktiv als treibende Kraft, als vitales Herz dieser, seiner Figur.
Er entdeckte ihre zwiespältige, doppelgesichtige Existenz, die einem Schauspieler
wie ihm Material und Möglichkeiten in Hülle und Fülle anbot.
Die Figur Schimanski barst vor Spannung und Energie und das verband von Anfang an
mit dem Menschen George, der ebenso unter Hochdruck zu stehen schien.
George brachte all diese Facetten und Farben zum Vorschein, ohne die Widersprüche,
die diese Figur spannungsreich und lebendig machten, zu verstecken.
Auszüge aus der Biographie „Mit dem Leben gespielt“ von Thorsten Körner
"Die Kunst hat uns immer beflügelt, hat sich Jahrtausende gehalten. Warum?
Weil die Kunst der ausgleichendste, wahrhaftigste Moment ist. Die Kunst, ob das nun Bücher sind,
Bilder oder auch Filme und Theater, war immer das Bindeglied zwischen den Menschen."
George im Interview 2013
Anfang der 80er Jahre klingelte auf Sardinien das Telefon und der WDR war dran.
"Wir haben uns entschieden du sollst den Kommisar von Felmy übernehmen."
Ich rief nur: "Um Gottes Willen, nein!, bitte nicht!!!
Und dann dachte ich mir, pass mal auf, ich erzähl denen jetzt irgendwas,
wo se gleich auflegen. Der is en Rabaucke, mehr Verbrecher als Kommissar, total gammelig."
Der Produzent entgegenete nur: "Ja, aber das is er! Steht genau so hier so im Drehbuch."
Das war der Reizpunkt.
"Da durfte ich wieder Kind sein, jetzt spring ich von Baum zu Baum, und über die Autos."
Zitat George | Berlin Zehlendorf | 2014
George ergriff Schimanski mit Haut und Haar. Die Inbesitznahme war total.
George's Lust, den Protest zu spielen, ihm ein Gesicht zu geben, traf sich mit den Wünschen der jungen
Regisseure wie Hajo Gies, welcher immer wieder zu seinen steten Begleitern gehört. George vertraut Gies,
weil er besonnen ist, der von seinen Schauspieler alle Kreativität erbittet. Gies war immer einer der sorgsamsten
und leidenschaftlichsten Anwälte von der Figur Schimanski. Zusammen mit Eberhard Feik und Chiem van Houweninge bildeten die 4 eine verschworene Gemeinschaft, die sich bis zur Erschöpfung in den Dienst der Sache stellte.
Auszüge aus der Biographie „Mit dem Leben gespielt“ von Thorsten Körner
Viele der privaten Szenen im Tatort sind von George und Feik erst bei den Dreharbeiten ausgedacht
und geprobt worden. Durch ihre eminente Spielfreude, und ihrer Lust an komödiantischen
Szenen vermitteln sie dem Zuschauer das Gefühl, mit diesen beiden könne man durch die ganze Welt gehen
und ein Treffen vor dem Fernsehgerät mit ihnen sei so etwas wie ein Treffen unter Freunden.
Ja, man konnte, ganz gleich ob die Kriminalhandlung trug oder nicht, Heimweh nach diesen beiden so gegensätzlichen Typen bekommen. Wenn man sich heute die 29 Tatorte ansieht, die George und Feik
zwischen 1981 und 1991 verkörperten,
wird man noch beim wiederholten Sehen feststellen, das in den Bildern und Geschichten kostbare Details,
liebvolle Wendungen, frische Dialoge, ungewöhnliche Stunts, einfallsreiche Interaktionen zwischen den
Darstellern, sorgsam ausgestattete Räume und eindringliche Kameraeinstellungen zu finden sind.
Dieser erzählerische Reichtum, diese geradezu greifbare, allerorten spürbare
Fabulierlust hängt eng mit der Arbeitsweise und den Talenten der Beiden zusammen.
Auszüge aus der Biographie „Mit dem Leben gespielt“ von Thorsten Körner
Es gibt Ecken in Ruhrort, da kann man noch den Schweiß von Schimanski riechen. Das zumindest erzählt man sich
in dem gut 5000 Einwohner zählenden Stadtteil in Duisburg. Wer länger als 40 Jahre dort lebt, der hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Anekdote auf Lager, fragt man ihn nach Kommissar Horst Schimanski –
oder eben nach Götz George, der dem pöbelnden Polizisten im Jahr 1981 Leben einhauchte.
"Zottel, du Idiot, hör' auf mit der Scheiße!", ist der erste Satz von Horst Schimanski im "Tatort – Duisburg-Ruhrort".
Nicht gerade der sympathischste Einstieg, den man sich von einem TV-Gesetzeshüter wünschen könnte.
Jessica Narloch | RP Online | 2013
Götz George erinnert sich noch heute genau daran, wie schwierig der Einstand war. "Der Bürgermeister damals, der Krings, der war auf unserer Seite, der fand das alles okay. Die anderen wollten halt Bad Duisburg sehen: Mach das doch mal von der schönen Seite, wir haben doch auch schöne Ecken." Doch wie die Figur Horst Schimanski, so soll auch Duisburg nicht geschönt werden, will man die Ecken zeigen, in die man sonst keinen Blick wirft. "Die Duisburger waren natürlich entsetzt, weil sie sich auch geniert haben", sagt George. "Aber das war es doch: der Hafen, der runterkommt, Arbeitslosigkeit, die Schrotthaufen da, die runtergekommenen Ecken – das interessierte uns doch." Alles andere sei langweilig. Ruhrort bietet daher die ideale Kulisse.
"Die Menschen im Pott sind schnörkellos, uneitel und liebenswert. Eine Verbindung mit ihnen ist also eine der leichtesten Aufgaben."
Zitat George | Berlin Zehlendorf | 2014
© Sabine Appelbaum 2025